Die Kaiserschnitt-Häufigkeit liegt in den Industrieländern heute zwischen 20% und 60% (Schweiz 32%). Als Folge davon haben über 10% aller Schwangeren bereits einen Kaiserschnitt in ihrer Vorgeschichte. Früher galt die oben zitierte Regel einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt; heute kann eine motivierte Schwangere unter bestimmten Voraussetzungen den Versuch wagen, bei der nächsten Schwangerschaft «normal» zu gebären.
Normale Geburt nach Kaiserschnitt: Merkpunkte |
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Es ist sicher falsch, von Amtes wegen vorschreiben zu wollen, was die «richtige» Kaiserschnittrate ist. Bestrebungen der amerikanischen Gesundheitsbehörde, die Kaiserschnittrate von 25% auf 15% zu senken, war ein zweifelhafter Erfolg beschieden: zwischen 1988 und 1995 ging die Häufigkeit zwar von 25% auf 21% zurück, doch gleichzeitig stieg die Anzahl gefährlicher Uterusrupturen (Platzen der Gebärmutternarbe während der Geburt) auf das Dreifache an, und Komplikationen der Neugeborenen wegen schwierigen Saugglocken-Entbindungen nahmen ebenfalls deutlich zu (New England Journal of Medicine 1999;340:54-7). Insgesamt ist die Situation also ähnlich wie beim Wahlkaiserschnitt: der Arzt informiert, und die informierte Schwangere hat das letzte Wort.
(Nach einem Beitrag von Prof. Henning Schneider, Bern, in "Speculum" 2/2000)